Sauber, Friedolin! - Reinigungsroboter entlasten Mitarbeitende
Künstliche Intelligenz in Pflegeeinrichtungen? Wo vermutlich sogleich riesige gesichtslose Roboter in den Sinn kommen, die Senior*innen auf ihren Metallgelenken durchs Haus tragen, ist die Realität viel unspektakulärer: Gerade einmal hüfthoch sind die Rollkoffer-ähnlichen Aushilfen, die nun in einigen AWO-Einrichtungen für Ordnung und saubere Böden sorgen. So wie Friedolin – der hört zwar noch nicht immer aufs Wort, erledigt seine Arbeit aber gewissenhaft und ist damit eine echte Alltags-Stütze.
Von einer Vermenschlichung technischer Werkzeuge ist man hier im Wohnpark Up Fehn meilenweit entfernt, dennoch klingt „Na, schläft Friedolin noch?“ ein bisschen netter als „Der J40er hängt noch am Netz“. Und insbesondere Nicole Lengen, Hauswirtschafterin in Großefehn, hat den stillen Mitarbeiter bereits ins Herz geschlossen. „Auch bei den Kolleg*innen hat er schon eine gewisse Akzeptanz erreicht“, sagt sie, „allerdings: Sollte der Kleine mal streiken, wird mir das sofort gepetzt und dann bekommt er sogleich einen erzwungenen Neustart…“
Mehrmals täglich ist J40 im Einsatz. Kehren, Nasswischen, Schrubben, Staubsaugen, Trockenwischen – das sind die einzigen Arbeitsaufträge, mit denen der Reinigungsroboter einmalig gefüttert wurde. Seitdem ist er insbesondere im stark frequentierten Erdgeschoss unterwegs, kümmert sich um kleinere und größere Malheure und kommt dabei niemandem zu nahe. Die eingebauten Sensoren sorgen zudem für Abstand zu den Bewohner*innen. Dabei scheint der gar nicht nötig – denn nicht wenige von ihnen gehen ganz bewusst in die Kontaktaufnahme. Mal ein freundliches Tätscheln, ein kurzer Austausch mit Friedolin, vielleicht sogar ein kleines Wettrennen: Kehrmaschine gegen Rollstuhl.
Friedolin kommt wirklich gut an, erfüllt seine Aufgaben und erleichtert die Arbeit. Ein Selbstreinigungssystem für den Mopp, die autonomen Fahrten nach App-Steuerung und die Workstation zum selbstständigen Befüllen mit Wasser, die Entladung des Schmutzwassers und nicht zuletzt die Selbstladefunktion wie beim Mini-Helferlein im Privathaushalt tragen zur Entlastung bei.
Genau darauf hat auch Kirsten Dählmann (Koordinatorin für Hauswirtschaft und Service bei der AWO Weser-Ems) gesetzt: „Wir haben uns zur Anschaffung der Roboter entschieden, weil die gesamte Branche immer größere Schwierigkeiten hat, genügend Reinigungspersonal zu finden und das bestehende ausreichend zu entlasten.“ Für die einfachen Standard-Arbeiten ist der KI-gesteuerte und mit Tourenplänen ausgestattete Roboter gut zu gebrauchen. Aber Spinnenweben? Ränder? Ecken? Da kommt er an die humane Konkurrenz nicht ran. Erst recht nicht in den Bewohnerzimmern. „Da sind unsere Mitarbeitenden einfach nicht zu ersetzen!“
Und das sei weder geplant noch sinnvoll, wie Thomas Elsner (Vorstandsvorsitzender der AWO Weser-Ems) erläutert: „Diese technischen Hilfsmittel können vielleicht Hochphasen abfangen und individuelle Entlastung in der Rücken- und Kräfteschonung bewirken. Klar aber ist, dass dieser Roboter keinen einzigen Mitarbeitenden ersetzen kann und wird. Der zwischenmenschliche Kontakt hat für uns die höchste Priorität, mit Blick auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung mehr denn je.“